Meine Projekte haben oft verschiedenen Wurzeln. Zur Zeit recherchiere ich über das Nähen von Jeanshosen: welcher Stoff, welcher Schnitt, geht das mit meiner Nähmaschine usw.
Eine Probe fand ich eine gute Idee: wie macht sich die Nähmaschine, welche Stiche führen zum Erfolg, welches Garn ist geeignet. Klar ist, dass ich für die Wahl des Stoffes und des Hosenschnitts noch länger brauche aber ein Rock aus dem dicken Jeansstoff aus meinem Stofflager wird einige dieser Fragen beantworten.
Die italienische Nähzeitschrift „La mia Boutique“ gibt von Zeit zu Zeit eine deutsche Ausgabe heraus. Meine beiden Exemplare machen einen guten Eindruck, nur die Größen der Schnittmuster liegen nicht in meinem Bereich. In der letzten Ausgabe, „Meine Boutique 2. 2014“ ist mir ein Schnittmuster für einen Rock aufgefallen, sehr gut geeignet für einen Jeansrock. Die Anpassung des Schnittes müsste mit Hilfe meines Grundschnittes leicht gelingen.
Der Rock ist ein einfacher enger, unten eingestellter Bleistiftrock. Vorne hat er einen Reißverschluss aber es gibt keine Gehfalte, dafür zwei eingesetzte Godets um größere Schritte machen zu können.
Zunächst habe ich die vier Schnittmusterteile des Rückenteils auf Folie kopiert. Mit diesen Teilen wurden dann die Designlinien meines rückwärtigen Schnittteils des Jeansrockes bestimmt. Dazu habe ich meinen Basisschnitt von Vorder- und Rückteil auf Papier kopiert.
Auf das (halbe) Rückteil wurden die Folienteile gelegt und die Linien der drei Hauptteile bestimmt. Das Godet wird einfach eingefügt. Der Rock ließe sich auch ohne diese Godets nähen. Der Papierschnitt des Rückteils wurde an den Designlinien auseinander geschnitten. Wichtig war vorher noch die Einzeichnung der Passzeichen um die Schnittteile später wieder zusammenfügen zu können.
In das (halbe) Vorderteil habe ich die Taschenteile eingefügt.
Alle neuen Schnittteile habe ich noch mal auf Papier kopiert und jeweils 2cm Nahzugabe ergänzt.
Mein Basisschnitt ist für ein 2 cm Taillenbündchen konstruiert. Hier wollte ich einen 5,5 cm Formbund. Den habe ich oben von Vorder- und Rückteil abgetrennt und als eigene Schnittteile genützt.
So ist der neue Rockschnitt entstanden. Genäht wurde der Rock dann nach Anleitung. Jedenfalls ein bisschen. Nur hin und wieder habe ich die technische Zeichnung und den Text zu Rate gezogen. Die Übersetzung der Anleitung ist noch verbesserungsbedürftig und etwas kompliziert.
Der Rock ist nicht gefüttert. Alle Teile sind mit der Overlock versäubert. Für den inneren Formbund und die Taschenbeutel habe ich die Reste dieses Sommerrockes benützt. Genäht wurde ausschließlich mit einfachem (rotem) Nähgarn. Um die Absteppungen sichtbar zu machen habe
ich einen besonderen Stich verwendet. Dieser „Dreifach Geradstich“ imitiert einen dicken Faden. Allerdings hat meine Maschine nicht immer zuverlässig diese Dreifachstich exakt gearbeitet wenn die Stoffe mehr als 5 fach übereinander lagen. Das ist allerdings klagen auf hohem Niveau.
Die Bernina aktiva 240 hat sich besser geschlagen als ich gedacht habe. Nur die Gürtelschlaufen konnte ich nicht mit ihr annähen. Da werde ich wohl einen Fachman mit noch besserer Nähmaschine aufsuchen müssen. Einstweilen stecke ich die losen Schlaufen nach innen in den Rock.
Auf die aufgesetzten Taschen habe ich verzichtet und die Hüfttaschen, schon als Probe, wie bei Jeanshosen gearbeitet.
Heute habe ich den Rock getragen. Trotz des engen Schnittes trägt er sich gut und ist überraschend bequem. Und er fühlt sich ein wenig italienisch an.
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Habe erst jetzt zu Deinem Blog gefunden. Der Jeansrock ist super schön geworden. Ich habe schon seit vielen, vielen Jahre keinen Rock getragen. Du inspirierst mich, ich werde mir auch einen Jeansrock auf meine Näh-Liste für 2015 schreiben. Danke für’s Zeigen auch für die vielen ausführlichen Beiträge auf Deinem Blog.
LG eva
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Gerade gestern habe ich mir überlegt, dass ich für die Freizeit gern einen Jeansrock hätte und schon zeigst Du uns hier einen „haben will“ Jeansrock. Toll geworden und ich bewundere Deine Mühe beim Anpassend es SChnittes. Die MÜhe hat sich jedenfalls sehr gelohnt Dein Rock schaut super aus und sooo perfekt abgesteppt, echt klasse. LG Kuestensocke
Ja, das ist wirklich mal ein toller Jeansrock! Kannst gerne bei mir ausprobieren ob die Bernina 350 die Gürtelschlaufen nähen kann, oder du kommst morgen um 17:00 ins Nähcafe, dann kannst du die Industriemaschine ausprobieren wenn du magst.
LG Sybille
Sehr schöner Schnitt, vorne ganz klassischer Jeansrock und hinten durch die zwei Godets überraschend anders, auch die Verarbeitung ist dir sehr gut gelungen.
Ich bin der Meinung, dass man bei solchen dicken und festen Stoffen wirklich an die Grenzen der Haushaltsmaschinen kommt. Besonders die modernen elektronischen Maschinen sind manchmal sehr zickig und jede Marke auch andere stärken und schwächen hat. Einen Erfahrungsaustausch diesbezüglich finde es sehr interessant. Bin schon letztens in Bielefeld rumgegangen und mir ein wenig angeschaut, welche Nähmaschinen da zusammengekommen sind.
LG Yvonne
Ein schöner Jeansrock! Die Godets daran finde ich sehr speziell und schön! Das ist mal ein Jeansrock der völlig anderen Art. Kompliment- toll umgesetzt!
Mit den „Boutique“-Grössen habe ich auch immer so meine Probleme, die meisten Schnitte darin sind nicht für meine Grösse gedacht. Daher habe ich sie auch nur noch ganz selten gekauft. Die erste deutsche Boutique-Ausgabe liess mich dann ein wenig hoffen, denn ich hatte den Eindruck, die Grössen waren etwas angepasster für uns Deutsche. Aber bei der 2. Ausgabe war ich dann doch wieder enttäuscht!
Liebe Grüsse und ein schönes Wochenende wünscht Dir
Sabine
Schicker Schnitt und (gewohnt) tolle Umsetzung!
Meine Maschine streikt bei zu vielen Lagen auch gerne (und macht dabei sehr hässliche Geräusche…). Gürtelschlaufen fasse ich beim Bund annähen unten mit und steppe sie dann an der oberen Bundkante beim Absteppen mit an. Die Optik ist dann zwar eine etwas andere, aber es funktioniert zumindest bei einem Bund der im Bruch liegt problemlos. Bei einem Formbund hilft es Dir aber vermutlich kaum weiter…
LG, Bele
Oh Man! Sehr gute (Näh-) Arbeit hast du da geleistet!
Dein Jeansrock ist einfach tadellos!
Das Problem mit zu schwerem Nähgut für die Maschine hatte ich auch gerade als ich mir eine Hose aus einem unglaublich festem dicken BW-Stoff genäht habe. Es war mir zeitweise nicht möglich mit dem Handrad die Nähmaschinennadel durch den Stoff zu schieben, aber der Motor hat es dann irgendwie doch geschafft (obwohl ein paarmal die automatische Sichherheitsperre aktiviert wurde. ) Und genau bei den Gürtelschluppen dachte ich, ich muss kapitulieren. Letzlich habe ich es dann aber doch hinbekommen indem ich die Schluppen 1cm unterhalb der Unterkante des Bündchens auf den Rock gesteppt habe, dort war der Stoff nicht so dick.
Liebe Grüße
Immi
Das sieht sehr sorgfältig gearbeitet aus. Die roten Absteppungen sind sehr schön-Absteppungen gehören für mich unbedingt auf Jeansröcke oder Hosen. Den 3-fach-Geradstich für die Steppung zu verwenden, finde ich einen guten Tip-daran habe ich noch gar nicht gedacht. Zur Betonung habe ich das letzte Mal bei Jeansstoff Knopflochgarn verwendet.
Ich habe auch eine deutsche Ausgabe der La mia Boutique, mich aber noch nicht getraut, etwas daraus zu nähen, da die Oberweitenmaße mit meinen so gar nicht übereinstimmen.
LG Susanne
Die Übertragung des Schnitts und die Umsetzung hast du gut hinbekommen. Das macht mir Mut, es auch in dieser Richtung zu versuchen, denn der eine oder andere Schnitt aus „Meine Boutique“ gefällt mir, aber mit den Maßen habe ich auch meine Schwierigkeiten. Die roten Absteppungen finde ich auch sehr schön; das kann man dann so gut mit den Accessoires aufgreifen.
LG
Siebensachen
Na, das ist ja mal ein Jeansrock nach meinem Geschmack!
Herzliche Grüße
Sabine