Archiv der Kategorie: Beiträge Grundschnitte

MMM – Wachsprint – Sommerrock

Das NähBloggerinnentreffen in Köln im November 15 hat mehrere Stoffe in mein Nähzimmer gespült und auch ein geschenkter Stoff war dabei. Ich hatte im Vorfeld meine Unsicherheit und meinen Ärger über die mangelnden Kombinationsmöglichkeiten der Walkjacke in Lila veröffentlicht. Petra (Prinzenrolle) hat mir dann im Wachsprintladen gezeigt wie gut ein bestimmter Gelbton zu Lila passt. Nie im Leben wäre ich alleine darauf gekommen. Aber sie hat vollkommen recht! Und dann hat sie mir noch ein Stück Wachsprintstoff geschenkt das beide Farben kombiniert.

Wachprintrock Detail 1Petra, noch mal DANKE, für die Farbanregung und den Stoff.

Der Stoff reichte genau für einen engen Rock und heute trage ich so:
im Haus mit einem uralten gekauften Baumwollnetzpulli

Wachsprintrock 1

Und auf dem Markt

Wachsprintrock 3

Hier noch ein paar Details zur Verarbeitung:
enger Rock nach eigenem Schnitt, nach unten 4 cm eingestellt, gefüttert mit Viscosefutter, Saum mit Baumwollschrägband verstürzt und mit der Hand angehext, Taillenbund an den Seitennähten mit Naht gearbeitet um den Rock einfach enger zu nähen, nahtverdeckter Reißverschluss und Haken und Öse.

Wachprintrock Detail 2 Wachsprintrock 4 Wachsprintrock Detail 5

Der Rock ist fast zu sommerlich für die Temperaturen heute. Sybille, die Erste in der Riege hat sich deshalb für Leggins entschieden. Und wie lösen die anderen Näherinnen das heute beim MMM? Schaut hier.

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Unabhängiger werden von Schnittmustern Teil 2 – Abnähermanipulation

Immi und ich brauchten eine Woche länger um den zweiten Beitag zu „Unabhängiger werden von Schnittmustern“ zu verfassen. Dieses Mal geht es um Röcke und verschiedene Möglichkeiten.

Ich glaube, mit dem Römö-Rock fing es bei mir an. Vor einiger Zeit haben viele Frauen ihn genäht, er wurde heiß geliebt. Ich habe mich gefragt, was hat der da für merkwürdige Nähte oben parallel zur Taille? Deko? Konstruktionsbedingt?

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RÖMÖ von Schnittreif / Farbenmix

Erst allmählich habe ich verstanden , dass das die Taillenabnäher sind. Genau so ist es. Alleine durch die Verlegung der Taillenabnäher bei einem Basisrock lassen sich schon viele interessante Effekte erzielen.

Hier einige Beispiele:

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Butterick 5566

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Burda 133b November 2013

 

 

 

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Abnäher werden benötigt, um die weibliche kurvige Figur nachzuzeichnen. Lage, Länge und Tiefe der Abnäher entscheiden häufig über den guten Sitz eines Kleidungsstücks. Sie haben aber auch nicht zu unterschätzende Funktionen für das Design. Besonders aus den 40er und 50er Jahren gibt es fantastische Beispiele für fantasievolle Gestaltung der Abnäher.

Abnäher lassen sich fast beliebig verschieben oder besser, um den höchsten Punkt rotieren. Ist das Prinzip verstanden, läßt sich der Vorgang ziemlich einfach bewerkstelligen.

Abnäher lassen sich auch wegkonstruieren, zudrehen nennt das die Fachfrau. Michou hat das im vorletzten Jahr auf ihrem Blog hier sehr einleuchtend gezeigt.

Die Konstruktion eines Basisrockschnitts ist relativ einfach und im Netz und vielen Büchern finden sich gute Anleitungen. Hier in diesem Blog habe ich auch eine dreiteilige Anleitung veröffentlicht (hier, hier und hier). Auf dieser Basis gelingte es dann in kurzer Zeit eigenen Modellvorstellungen zu folgen oder ein einmal gesehenes Modell nachzubauen.

Rock Abn. Puppe SeiteLetztens habe ich bei einem geraden Rock die Taillenabnäher in der Art des RÖMÖ Rocks verschoben und mit roten Kunstlederpaspeln betont. Hier, in diesem gesonderten Post, kann der Prozess der Konstruktion nachvollzogen werden.

Rock Abn. Puppe VorneRock Abn. Puppe hinten

Es lohnt sich mit Abnähermanipulation zu experimentieren. Da kommen immer wieder überraschende Ergebnisse raus. Und viel Schnittmuster leben von dieser Art der Anpassung.

Auch mein Jeansrock  hier ist im Grundsatz ein normaler enger Rock mit Reißverschluss wie bei Hosen im Vorderteil.

MMM Details Italienischer RockDer vordere Abnäher verschwindet in der SeiteMMM Italienischer Rock hintenntasche. Bei genauem Hinsehen erkennt man das. Hinten ist das Schnittmuster in einer Kurve durchgeschnitten. Dann wurde der hintere Abnäher in die gewünschte Kurve verlegt.  Um die Weite unten zu erzeugen sind noch Keile / Godets eingesetzt worden. Sie ersetzen den sonst oft üblichen Schlitz.  Alles also kein Hexenwerk.

Nur Mut. Wir sind auf eure Rückmeldungen und Bericht zu euren Experimenten sehr gespannt und setzen Links zu euren Beiträge hier unter unsere Posts.

Teil 3 ist für Anfang Dezember geplant.

Eigene Schnitte – Rock – Abnaeher verlegen

Der Rock an der Schneiderpuppe von allen Seiten.
Die Basis ist mein Grundschnitt nach persönlichen Maßen wie in Teil 1, 2 und 3 beschrieben. Die Pappschablone dafür hängt immer neben meinem Nähtisch.

Basisrockschnitt Muster

Zuerst habe ich den Schnitt auf Packpapier kopiert. Dann wurden die Taillenabnäher verlegt. Sie gehen jetzt im Bogen von der Seitennaht Richtung hintere bzw vordere Mitte. Damit die besonderen Abnäher auch auffallen, habe ich sie mit einer roten Kunstlederpaspel versehen und um die Balance zu halten, ist der Saum auch mit dieser Paspel und Schrägband eingefasst. In der Taille gibt es kein Bündchen sondern nur einen festen Streifen Ripsband mit Haken und Öse als Verschluss . Ein unsichtbarer Reisverschluss in der hinteren Mitte und unten ein klassischer Schlitz vervollständigen den Rock. Gefüttert ist er mit normalem schwarzen Futterstoff. Hier ein paar Detailbilder und darunter demonstriere ich wie ich die Abnäher verlegt habe.

Rock Abn. Puppe hinten

Rock Abn. Puppe VorneRock Abn. Puppe Seite

 

 

 

 

 

 

Rock Abn. MaterialRock Abn. innen Taille Rock Abn. innen Saum

 

Rockblock

Es war schwierig vom Packpapierschnittmuster aussagekräftige Fotos zu machen. Ich habe deshalb ein kleines Pappkartonmodell gebaut:

Das ist das Modell des Schnittmusters ohne Nahtzugaben.

 

 

 

 

Abnaeher bereinigen und aufschneiden

Im zweiten Schritt habe ich
1. den Standort der neuen Abnäher eingezeichnet (rot gepunktet), dann
2. die Mittellinie bei den alten Abnähern eingezeichnet (rot),
3. die alten Abnäher bis zu dieser Linie verlängert (nicht verbreitert), und
4. je einen Abnäherschenkel und die neue Abnäherlinie aufgeschnitten.
! In der Mitte muss das Papier noch zusammenhalten!

 

 

Abnaeher zukleben

Danach habe ich den alten Abnäher zugeklappt. Von den Seitennähten aus entstehen so die neuen Abnäher. Gegebenenfalls die neuen Abnäher wieder einkürzen.

Die alten Abnäher habe ich mit Klebestreifen zugeklebt.
Im richtigen Schnittmuster wurden nun auch die neuen Abnäher mit Papier unterfüttert.

 

 

doch andere Abnaeher

 

 

Diese geraden Abnäher haben mir nicht gut gefallen. Ich habe deshalb die neuen Abnäher erneut verlegt. Sie sind höher angesetzt und führen im Bogen nach unten (grüne Linie).

 

 

 

neue Abnaeher

 

Technisch geht das genauso. Neue Linie bestimmen, aufschneiden, einen Schenkel des „alten“ Abnähers wieder aufschneiden, zusammenschieben und der neue Abnäher ist entstanden. Hier handelt es sich ja um eine Rundung. Die ist schwerer zu nähen, deshalb habe ich hier  Passzeichen eingesetzt.

 

Jetzt noch die Nahtzugaben einzeichnen und das Nähen kann losgehen.

Zum Schluss noch ein paar Fotos vom wirklichen Schnittmusterveränderungsprozesses:

Schnittentw. Abn. 1

Schnittentw. Abn. 2

 

Schnittentw. Abn. 3

Rock Abn. endg.

4,5 Tage Weiterbildung – Blazerkonstruktion bei P. Morgenstern

Eines meiner Langzeitnähziele ist die Herstellung eines dieser zeitlosen, für meine Generation typischen Ensemble:
Jeans, langsam verwaschend und zunehmend an meinen Körper angepasst plus
weißes Hemd, bei Frauen Bluse genannt sowie ein
lässiges Jacket in blau oder schwarz mit Innentaschen an den richtigen Stellen.

Ich bin da auf einem guten Weg. Den größten Schulungsbedarf habe ich im Nähen von Jackets. Die Wahl der Einlagen, die unterschiedlichen Schnittteile, Rollweite, unfallfreies Einnähen von Futter, all das kann ich nur laienhaft. Immer habe ich den Eindruck, da muss ich doch noch mehr wissen um das gut zu machen!! Und als das Atelier Peggy Morgenstern mir vorvorletzten Monat meldete, daß im entsprechenden Kurs noch Plätze für Oktober frei wären, habe ich kurzentschlossen zugegriffen. Den ersten Kurs Grundschnittkonstruktion vom Oktober 2013 hatte ich in sehr guter Erinnerung. Er hatte mich nähtechnisch sehr viel weiter gebracht.

PM 2 : 2

Und das Atelier bietet eine für mich optimale Lernumgebung. Die Kurse haben jeweils maximal 4 Teilnehmende, jede hat einen eigenen großen Arbeitstisch mit allen benötigten Materialien, alle nötigen Stoffe werden gestellt.  Konkrete Übungen auf Papier und mit Stoff wechseln sich ab mit theoretischem Unterricht an der Tafel. Am Ende verfügt man über eine Sammlung aussagekräftiger Unterrichtsmaterialien, Arbeitsproben, Anleitungen etc. Und das Preis Leistungverhältnis ist sehr angemessen. 390 € für mehr als 33 Unterrichtstunden incl. Sachkosten und Mittagessen, für berufliche Fortbildungen im sozialen und ökonomischen Bereich habe ich früher oft das Doppelte bezahlen müssen. Der Seminarort liegt in der Lüneburger Heide vor den Toren von Lüneburg. Es scheint kein Problem zu sein mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Lüneburg aus nach Kirchgellen zu kommen. Fußläufig gibt es von früheren Teilnehmerinnen geprüfte Pensionen, die für 20 – 30 € Übernachtungen anbieten. Alle diese Informationen findet man auf der Seite der Kursleiterin.

PM 2 : 1

Auch dieses Mal waren die 4,5 Tage sehr anregend, intensiv und auch anstrengend und anregend. Peggy Hasselman ist für mich eine gute Lehrerin. Klar, direkt da wo nötig, und sehr fokussiert, darauf jeder das zu zeigen, was sie braucht. Ich schätze die gemeinsame Beratung der Arbeitsergebnisse der einzelnen Teilnehmerinnen sehr, ich lerne dabei, Stoffe und Schnitte noch besser zu verstehen und wie ich Verbesserungsmöglichkeiten bei Kleidungsstücken sehen kann: warum gibt es diese Falte und was ist dagegen zu tun oder auch nicht zu tun, denn diese Reserve wird für die Bequemlichkeit genötigt.  Warum sind Schulterpolster wichtig und wann geht es auch ohne usw.

Dieser Blazerkurs ist ein Spezialkurs , Erfahrungen in Schnittkonstruktion sind Voraussetzung für die Teilnahme und auch wirklich unbedingt erforderlich. Beim ersten Kurs habe ich ein wenig mit der Materie gekämpft. Der Umgang mit dem Geodreieck, Winkel auftragen, Punkte spiegeln oder in der richtigen Weise verbinden, dieses Mal fiel mir das nicht mehr schwer, da ich zwischendurch immer mal wieder Schnittkonstruktion geübt hatte. Im Kurs selber bekommt jede die Hilfe, die sie braucht. Niemand muss sich vor dem Theoretischen fürchten. Die Balance zwischen Theorie und Praxis ist ausgeglichen und ergänzt sich. Hausaufgabe PM

Ich bin mit einer frisch genähten Nesselprobe meines Oberteilgrundschnitts von 2013 angereist und auch mit einigen Fragen, die sich mir in den letzten 2 Jahren damit gestellt haben. Und genau das war die erste Schulungseinheit. die Anpassung  des Grundschnitts und die Diskussion über Stoffwahl, seine Eigenschaften und die nötige Bequemlichkeitszugabe.

Dann kamen Übungen zur Verlegung von Abnähern und die erste persönliche Modellentwicklung. Vier Frauen vier verschiedene Modelle! Welche Belege braucht das Modell, wie sieht der Futterschnitt aus, Rollweite, verschiedene Nahtzugaben, welche Einlagen sind wo sinnvoll…….. Dann wurde das Modell genäht und die Nesselprobe angepasst. Am Ende hat jede von uns einen perfekten Schnitt, den sie nur noch aus dem Stoff ihrer Wahl nähen muss.

Dann geht es weiter. Flankennaht, Seitenabtrennung, die Konstruktion des Reverskragen und Ableitungen davon wie z. B. der Schalkragen, modische Diskussionen über die Ausgestaltung des Revers (der Schnabel – Kragenabstich und Reversabstich – und wie sie zueinander stehen) und die Breite und die Länge des Revers und wie alles verändert werden kann und der Futterschnitt und wie er eingenäht wird, der Einnahtärmel und daraus den Zweinahtärmel und dann die Futterschnitte dazu und natürlich wieder die Rollweite und wie das mit dünnen und mit dicken Oberarmen gehen kann und wie man die Herausforderung des Einnähens bewältigt.

Dann die zweite, anspruchsvollere Modellentwicklung. Ich entscheide mich für das Modell des Blazers, den ich schon lange nähen will. Ein Basismodell mit Taillenabtrennung ohne Seitennähte und mit Schlitz im Rücken. Natürlich bekomme ich auch die Arbeiten der anderen drei Teilnehmerinnen mit. Hier lerne ich nebenbei etwas über Blazer und Strickstoff bzw. elastische Stoffe und ihre besonderen Bedingungen.

PM Modell 2

Am Ende wird die Zeit knapp. Ich schaffe es noch eine Probe aus Nessel zu nähen und nehme die gesteckten Veränderungen mit. Den Rest sollte ich jetzt wohl alleine schaffen.

Mich hat auch dieser Kurs beflügelt. Ich habe den Eindruck, dass ich jetzt wieder eine Weile alleine weitermachen kann. Ich will alles das üben was ich gelernt habe. Und, falls jemand mich fragen sollte, ja, diese Kurse sind sehr zu empfehlen. Und wenn sich wieder mal die Gelegenheit ergibt: da wird auch ein interessanter Kurs in Drapagetechnik angeboten, 2017 vielleicht.

Schnittteile Muster arbeitsschritte

Unabhängiger werden von Schnittmustern Teil 1 – Grundschnitte

Grundschnitt
    

Was ist das?

Einen passenden Grundschnitt zu besitzen ist für die Hobbyschneiderinnen häufig ein heißer Wunsch. Besonders dann, wenn sie keine Norm-Figur haben und bei vorgefertigten Schnittmustern viel anpassen müssen.

Der Ur-Grundschnitt ist die zweidimensionale Abbildung des eigentlich dreidimensionalen Körpers. Wenn er auf Stoff übertragen wird, dann passt er exact ohne weitere Anpassungen. Allerdings ist er nicht tragbar. In ihm kann sich nicht bewegt werden. Sowohl im englischen als auch im deutschen gibt es keinen extra Begriff für so eine Moulage – weshalb wir hier auf das französische Wort ausweichen. Ein alter Ausdruck aus dem Schneidergewerbe ist Futtertaille.

Für ein einigermaßen bequemes Kleidungsstück wird Zugabe erforderlich; einige Zentimeter Stoff an unterschiedlichen Stellen, die die Bewegung des Körpers erlauben. Der Fachausdruck dieses ‚Mehr‘ ist  Bewegungszugabe (englisch: functional ease). Leicht vorstellbar ist das, wenn man sich vor Augen führt, dass der Bauchumfang beim Sitzen wächst und dass mehr Stoff unter der Achsel benötigt wird, wenn man den Arm über den Kopf heben will. Eine Moulage plus Bewegungszugabe ist dann der eigentliche Grundschnitt (englisch: sloper, basic block) der als Basis für viele verschiedene Modellschnitte dient.

Allein durch die  Verlegung der Abnäher lassen sich die unterschiedlichsten Designs gestalten. Häufig wird zu gestalterischen Zwecken aber auch Stoff hinzugefügt. Hier kommt also eine weitere Zugabe ins Spiel: Die Designzugabe (englisch: design ease). Aus dem engen Rockgrundschnitt wird durch Zugabe von etwas mehr Stoff ein A-Linien Rock oder durch Zugabe von ganz viel Stoff ein Tellerrock. Der Modellschnitt ist entstanden. Einen schönen Überblick über diese Zugaben und ihre Funktion findet ihr hier bei ‚Professor Nadelkissen‘.

Wie kommt man zu einem Grundschnitt?

Wir kennen grundsätzlich zwei Wege für die systematische Erstellung eines Grundschnittes: Das Modellieren (draping) oder die Schnittkonstruktion n. Maß auf dem Papier (pattern making).
Beide Techniken greifen in der Praxis allerdings ineinander. Wer einen Schnitt am Körper modelliert (absteckt) wird ihn anschließend auf Papier übertragen wollen, und umgekehrt wird ein auf der Fläche  entworfener Schnitt immer noch durch Abstecken am Körper angepasst werden müssen.

Das Draping wollen wir in unserem Thema ‚Unabhängiger werden von Schnittmustern‘ nicht eingehender behandeln. An dieser Stelle dennoch ein Beispiel-Link zur Veranschaulichung:

university of fashion-draping

Für die Schnittkonstruktion nach Maß gibt es weltweit sehr viele verschiedene Lehrsysteme.

  • Wer gerne aus Büchern lernt und die Deutsche Sprache bevorzugt, dem empfehlen wir:

Hofenbitzer, Bekleidung Schnittkonstruktion für Damenmode
Gilewska, Schnittkonstruktion in der Mode

  • Online gibt es bislang keine deutschsprachigen Kurse. Aber die englischsprachigen
    Craftsy Kurse sind auch bei mittleren Sprachkenntnissen sehr zu empfehlen, so wie beispielsweise das Angebot von

Suzy Furrer

    • Und man kann sich helfen lassen! So kann man sich beispielsweise in einem Schneideratelier einen Grundschnitt erstellen lassen. Das Atelier ist dann oft auch behilflich bei der Anpassung. Ein großer Vorteil!
    • Eine weitere Möglichkeit sind Konfektions-Grundschnitte von Schnittmusterfirmen: So bieten beispielsweise Vogue  Pattern, Butterick und McCalls Basis-Grundschnitte (Fitting  Shell  pattern) an,  und leiten dazu an, diese indivuduell anzupassen.
    Keinen passablen Grundschnitt bekommt man in der Regel bei diesen Onlineschnittmanufakturen. Das Internet ist voll von unzufriedenen Kundinnen. Je weniger persönliche Messdaten als Grundlage für den Schnitt benötigt werden, umso mehr orientiert sich die Software an üblichen Durchschnitten, und umso unbefriedigender das Ergebnis für die individuelle Figur.
            In diesem Zusammenhang sei aber noch das Angebot des Pattern Maker Programms erwähnt. Pattern Maker ist eigentlich eine Schnittmustersoftware für kleine und mittlere Hersteller Firmen. Mir ihr kann sich aber auch die Hobbyschneiderin kostenlos (!) einen persönlichen Grundschnitt nach Maß erstellen lassen.

Patternmaker amerikanische Seite

Patternmade4you europäische Seite

Geht es auch einfacher?
  • Wenn man sich schon mal ein engeres Kleid genäht hat (wenig Bewegungszugabe!) dann hat man einen ‚versteckten‘ Grundschnitt. Um auf den klassischen Grundschnitt zurückzuführen, braucht es dann oft nur noch wenig; das Anzeichnen des engeren Halslochs, oder die Verkleinerung des erweiterten Armlochs z.B..
  • Und wer einen gut sitzenden Bleistiftrockschnitt hat, der hat die perfekte Basis um daraus viele Rockformen zu entwickeln.
  • Für einen Hosengrundschnitt empfiehlt es sich eine vorhandene gut sitzende Hose auseinander zu schneiden um den Schnitt abzunehmen. Hier spart man sich alle Arbeitsschritte der Konstruktion und hat die erste Anprobe sozusagen auch schon fertig.

Gekaufte Schnittmuster und der persönliche Grundschnitt. Was ist damit?

Alle Schnittmusterfirmen haben als Grundlage für ihre Schnitte eine Musterfigur mit festgelegten Körpermassen, Längenmaßen und Umfängen und einer definierten BH Körbchengröße. Die Maße für jede Kleidungsgröße findet man in den jeweiligen Maßtabellen. Die befinden sich in der Regel auf den Internetseiten und häufig auch noch mal auf den Schnittmusterunterlagen aus Papier. Die Maße in den Tabellen entsprechen den Modellmaßen ohne Zugaben. Die drei großen amerikanischen Schnittmusterverlage und manche der Kleinen vermerken auf den Schnittmustern dann noch die tatsächlichen Maße (incl. Bewegungs- und Designzugaben). Das ist ein hilfreicher Service. Aber immer wieder auch die Ursache für Ärger, wenn die Designerzugabe z.B. nicht den Vorstellungen der Kundin entspricht oder das Modell (Zeichnung oder Photo) in die Irre führt. die drei großen amerikanischen Schnittmusterfirmen und Burda unterscheiden sich in ihren Maßtabellen nicht sehr.

Ganz anders ist das bei den unabhängigen kleinen Schnittmusterverlagen. Die finden ihre Nischen genau in dieser Abgrenzung. Da gibt es Schnittmuster für typische Birnenformen oder solche für Frauen mit größeren Brüsten als einem B-Körbchen.

Ein Grundschnitt? Mehrere Grundschnitte???

Schon weit kommt man mit drei Grundschnitten: Einem Oberteilgrundschnitt mit passendem Ärmel, einem Rockgrundschnitt und einem Hosengrundschnitt. Oberteil- und Rockgrundschnitt zusammengefügt ergeben ein Kleid. Sinnvoll ist es auch, diese Grundschnitte nicht nur für Webstoff, sondern ebenfalls für Jersey bzw. Stretch anzupassen. Notwendig ist das denn Strick- und Webstoffe haben unterschiedlichen Eigenschaften. Für Strickstoffe wird in der Regel viel weniger Bewegungszugabe benötigt und manche Abnäher sind überflüssig denn der Stoff passt sich dem Körper besser an.

Gute Grundschnitte sind allerdings noch keine Garantie für den perfekten Sitz. Jeder Stoff verhält sich anders. Alle Stoffe sind mehr oder weniger flexibel in der Fläche. Das hängt mit den verwendeten Fasern und der Web- bzw. Wirkart zusammen.

Immer wird es eine Feinanpassung bei der Anprobe des fast fertigen Kleidungstücks geben müssen.

Und wie geht es weiter?

Wir, Mema und Immi haben beide in den letzten Jahren Grundschnitte konstruiert und daraus Kleidungsstücke entwickelt. Und wir haben die Grundschnitte auch als Referenzobjekte für die Anpassung beim Nähen nach kommerziellen Schnittmustern genützt. Ein gut sitzender Ärmel und das dazu passende Armloch z.B. können gegebenenfalls einfach übertragen werden.

In den nächsten Monaten wollen wir zeigen wie wir das gemacht haben. Und wir hoffen auf eure Beteiligung damit wir uns austauschen können.

Wie sind eure Erfahrungen? Habt ihr einen Grundschnitt für euch aufgestellt und damit gearbeitet? Nützt ihr passende Schnittmuster oder Teile davon um Schnitte anzupassen? Wir sind sehr gespannt auf eure Beiträge!

Bitte gebt uns per Kommentarfunktion kurz Bescheid wenn ihr etwas zum Thema gebloggt habt. Immi und ich werden alle Links sammeln und hier listen.

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