Archiv der Kategorie: Nähbücher

Hosenliteratur

Meine arme Schwimmerin trägt schwer an ihrer Last. Ich habe ihr mal die Bücher auf den Rücken gelegt die ich im Rahmen meiner Hosennäherei gekauft und zu Rate gezogen habe. Hier beschreibe ich sie:

Hosenliteratur 1

 

Basisnähbücher

Ihr wesentlicher Wert sind nicht so sehr die Spezialkapitel über das Nähen von Hosen sondern die Beschreibung der grundsätzlichen Techniken, die schneidertechnischen Einzelheiten; Taschen, Reißverschlüsse, Säume, verschiedene Taillenbündchen, alles das ist bei Röcken wie bei Hosen im Prinzip identisch:

 

Burda 1

Burda 2

  • Die große burda Nähschule, München, Bassermann Verlag, 2009
    Meine erste Anlaufstelle ist dieses deutschsprachige Basisbuch.
    Hier gibt es zwei gute Kapitel (13 Seiten) über
    Hosenkorrektur (Korrekturen die sich beim Maßnehmen ergeben, Figur- und haltungsbedingte Korrekturen) und über
    Hosenverarbeitung (Zuschneiden, Reihenfolge beim Nähen, Reißverschluss, Untertritt, Herrenhose, Hose füttern) .
    Jetzt, nach der Produktion einiger Hosen, finde ich die Kapitel sehr gut. Wesentliche Probleme sind angesprochen und ihre Lösungsvorschläge sinnvoll und praktikabel.

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Margolis 1

Margolis 2

  •  Adele P. Margolis, Fashion Sewing for Everyone, Garden City, New York, Doubleday & Company, Inc. , 1974
    Das Buch ist eine Spielerei in meinem Nähbücherschrank. Aber auch hier gibt es unter der Überschrift „Borrowed from the Boys“ ein spezielles Kapitel (14 Seiten).  Hier finden sich für wesentliche Passformprobleme angemessene Hilfe. Ausführlicher wird sie in ihrem Buch „How to Make Clothes That Fit and Flatter“. Das liegt mir aber gerade nicht vor.

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Kunder 1

Kunder 2

  • Lieselotte Kunder, Schneidere selbst, Freiburg im Breisgau, Verlag Herder KG, 1966
    Frau Kunder ziehe ich zurate wenn ich solide und haltbare oder altmodische Techniken lernen und anwenden will. Ihr Spezialkapitel (10 Seiten) kümmert sich kaum um Passformprobleme, hat aber ein Fülle von wunderbaren weiteren Techniken die zum Zuge kommen wenn der Grundschnitt der Hose einmal sitzt: vordere Schrittteile verstärken Hosen dressieren / Formbügeln, Hosenbund zum verstellen, Stege an Hosenbeinen.

Bücher über Passformfehler bzw.
Anpassung an die Körperbesonderheiten

Hosen nach einem Schnittmuster genäht passen nur wenigen Frauen ohne Modifikation. Zur Anpassung gibt es verschiedenen Techniken und spezielle Bücher:

 

Lichty 1

Lichty 2

  • Liechty, Rasband, Pottberg-Steineckert, Fitting & Pattern Alteration, New York, Fairchild Books, Second Edition, 2010
    Dieses unglaublich ausführliche, exakte Buch beschreibt viele Körperformvariationen und ihre Anpassung. Das Buch ist eine eigene Besprechung wert. Jede Nähgruppe sollte für alle Mitglieder gemeinsam so ein Buch kaufen. Es ist teuer und die einzelne Näherin benötigt ja nur wenige Seiten. Also, das Buch ist klasse, hier gehe ich nur auf die speziellen Hosenthemen ein. Hosen und Röcke werden in einem Kapitel (115 Seiten) gemeinsam abgehandelt. Für die verschiedensten Situationen gibt es Vorschläge für Veränderungen bei fertigen Kleidungsstücken, Anpassungen beim Schnittmuster und das auch noch nach verschiedenen Methoden. Als Beispiel dienen mir hier die Fotos für die Low Buttocks Curve, flacheres Gesäß als die Norm. Dann entstehen Querfalten unter dem Po – ein bekanntes Problem!
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    Veblen 1

Veblen 2

  • Sarah Veblen, The Complete Photo Guide to Perfect Fitting, Minneapolis, 2012
    Diese Buch ist letztens auch auf Deutsch erschienen. Das liegt mir aber nicht vor, ich nehme die englische Fassung. Frau Veblen beschäftigt sich hier umfassend mit der Passform von Damenbekleidung nach fertigen Schnittmustern genäht. Auf der Basis von Probemodellen nach Schnittmustern , „Leitlinien“ die auf den Probestoff gemalt werden und verräterischen Falten beim Probetragen entwickelt sie Lösungen. Das Foto zeigt die Seite „Fitting Flat Buttocks“ aus dem Hosenkapitel (19 Seiten). Ich finde das Buch hilfreich. Besonders für Näherinnen die sich ehr an Bildern orientieren. Für die Hosennäherei und seine vielfältigen Probleme ist es allerdings etwas mager. Nicht alle typischen Schwierigkeiten werden angesprochen.

Bücher über das Hosennähen

 

Ravensburger 1

Ravensburger 2

  • Hosen die gut sitzen, Ravensburg, 1994, aus der Reihe „Spaß am Nähen“
    Hier gehen die Autoren von einem Schnittmuster aus und begleiten die Leserin durch den ganzen Prozess des Hosennähens. Die verschiedenen Hürden werden beschrieben und Hilfen angeboten. Zunächst gibt es zwei einführende Kapitel; „Wer die Wahl hat“ und „Die perfekte Paßform“. Es folgen „Schnittänderungen (nach Vergleich der Körpermaße und der Maße des Schnittmusters), Die Anprobe, Nähen und Einen Grundschnitt variieren.
    1994 ist meine Auflage erschienen. Das  waren noch Hosenformen modern, die heute noch nicht  genäht werden, Bundfalten sind sehr dominant. Das Prinzip des Buches und seine Logik hatte mich zunächst überzeugt, ich bin mit diesem Buch aber nicht recht warm geworden. Ein halbfertig angepasstes Schnittmuster liegt immer noch im Nähzimmer. Jetzt, beim erneuten durchblättern wundere ich mich. Das vorgestellte System ist ganz gut.

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Palmer 1

Palmer 2

  • Palmer & Alto, Pants for Real People, Portland, Second Edition, 2012
    Dieses Buch ist sicher ein Standardwerk für die Anpassung von Hosen im amerikanischen Sprachraum. Es beschreibt die Anpassung der Hose von einem Schnittmuster aus. Dieses Schnittmuster wird zusammengesteckt, angezogen und so können Passformprobleme identifiziert werden.
    Für sehr viele Passformprobleme gibt es Vorschläge. Sie sind mit Zeichnungen illustriert und dabei knapp und ziemlich aussagefähig.  Die von Palmer/Pletsch bevorzugte Anpassungsmethode, das Tissue-fitting (Schnittmusterpapier anziehen und so anpassen) war mir dabei nie einleuchtend. Nützlich ist das Buch aber auch ohne. Im Buch findet man Anleitungen für den ganzen Nähprozess von Hosen mit seinen unterschiedlichen Varianten für Abnäher, Bündchen und Taschen. Ausführlich wird auch auf die verschiedenen Hosentypen und ihre Herstellung eingegangen. Die begleitenden Fotos zeigen verschiedenen Frauen (dicke und dünne) mit echten speziellen Figurproblemen.
    Mein erstes Grundverständnis über Passformprobleme habe ich diesem Buch zu verdanken. Es ist sehr hilfreich aber auch hier wird das Thema Hosennähen nicht erschöpfend abgehandelt.

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  • Coffin 1

 

Coffin 2

 

  • David Page Coffin, Making Trousers für Men & Women, Minneapolis, 2009
    Diese Buch ist ein Solitär. Es geht nicht um Anpassungsprobleme sondern um Hosenvarianten. Dem Buch beigegeben ist eine CD mit weiteren Beispielen. Wenn der Hosengrundschnitt dann mal da ist erschließt sich die unendliche Welt der Varianten: Taschen, Hosenverschlüssen, Taillenbundverarbeitungen und vieles mehr. Coffin analysiert gekaufte Hosen und sucht die besten Fertigungstechniken heraus und beschreibt sie. Wie sollten Taschen konstruiert sein damit das Kleingeld beim bücken nicht herausfällt, wie sitzen Bündchen vorne bequem, wie baut man eine Knopfleiste vorne an, was macht die Qualität von YSL Hosen aus………….
    Ich mag das Buch sehr und erst allmählich kann ich seine Anregungen umsetzen.

 

Dieser Beitrag kann nur ein kurzes Reinschnuppern in die Bücher sein, eine Anregung sich das eine oder andere Buch zu kaufen oder auszuleihen. Zwei der Bücher (Deckert und Passformfehler von Müller) die meine Schwimmerin auf dem Rücken trägt habe ich nicht besprochen, Kunder habe ich dazugemogelt. Wenn jemand findet, dass ich das nachholen soll so muss er sich melden.

Hosenliteratur 2

 

Neue Nähbücher – Professionell schneidern von Maynard

Wie großartig ist das:
Ganz überraschend habe ich die deutschsprachige Ausgabe eines Nähbuches gefunden, dass schon länger auf meiner Wunschliste stand.  Ich hätte es auch in der Originalsprache gekauft, so ist es aber viel komfortabler!

Professionell schneidern
die Verarbeitungstechniken Schritt für Schritt 
Lynda Maynard

1. Auflage 2012
160 Seiten, durchgehend farbige Abb.
Spiralheftung, 21.5 x 25,5 cm, 919 g, EUR 29.90 ISBN 978-3-258-60048-2

Im Original  ist es 2010 erschienen unter dem Titel „The Dressmaker’s Handbook of Couture Sewing Techniques“. Der Link oben führt auf die Seite des Verlages Haupt und erlaubt auch einen Blick in das Buch.

Das Buch beschreibt Nähtechniken, Verarbeitungsdetails und dekorative Details wie sie für die hochwertige Damenoberbekleidung üblich sind. Die einzelnen Verarbeitungsschritte sind ausführlich erklärt und von aussagekräftigen Fotos begleitet. Immer wieder gibt die Autorin Nähtipps, zeigt Gestaltungsideen und plaudert aus dem Nähkästchen. In dieser Kategorie gibt sie eigene Erfahrungen weiter z.B. wie sie einfacher Schrägstreifen aus Chiffon zuschneidet oder wie ein gutes Bügeltuch beschaffen ist. 

Nach einer kurzen Beschreibung sinnvoller Nähausstattungen  beschäftigt sie sich in ihrem Buch mit Einfassungen und Abschlüssen, dabei geht es Abschlüsse von Kanten ohne Formbelege. Demonstriert werden u.a.  Halsabschlüsse bei Web- und bei Strickwaren und  Paspelierungen.
Designerdetails für die gute Optik folgen. Gezeigt werden  z.B. Ziersteppungen, Biesen und Saumbesätzen. Besonders interessant fand ich die Herstellung von attraktiven Schulterpolstern für Jacken die nicht gefüttert werden. Immer wieder zeigt sie Beispiele der Verarbeitung auch von schwierigen Stoffen wie z.B. Chiffon oder dünner Seide. Ein weiteres Kapitel ist den Designerdetails die Tragekomfort und Passform verbessern reserviert. Besonders aufgefallen sind mir hier die verschiedenen Verarbeitungsarten von Säumen je nach Stoff und Funktion des Kleidungsstücks. Verstanden habe ich auch (endlich) wie eine gute Abnäherspitze gefertigt werden kann. Weiter geht es mit Unterlagen und Zwischenfuttern. Die Eigenschaft von Textilien und ihre sinnvolle Zusammenstellung ist dabei ein Schwerpunkt. Den Abschluss machen die Wichtigen Nähtechniken. Schöne und haltbare Knopflöcher bei durchscheinenden Stoffen, diesen Abschnitt hätte ich im Sommer gut gebrauchen können und wie gepaspelte Knopflöcher mit einer dünnen Schnur in den Paspeln gefertigt werden, dass werde ich sicher bald ausprobieren.

Das Buch wendet sich an erfahrene Laienschneiderinnen. Für sie wird es ein praktisches Nachschlagewerk sein. Viele Techniken sind so oder so ähnlich sicher schon an anderen Stellen im Internet oder in englischen Nähbüchern gezeigt worden, für den deutschsprachigen Raum kenne ich so eine Zusammenstellung in Buchform aber nicht. Dabei ersetzt das Buch kein Basisnähbuch. Es handelt weder die Herstellung von Kleidung noch die einzelnen Themen umfassend ab. Es zeigt nur einzelne Aspekte die die Kleidung hochwertiger weil schöner und bequemer machen. 

Manche Themen werden angesprochen aber zu kurz abgehandelt. Dem Probemodell sind zwei Seiten gewidmet. Das ist bei weitem nicht ausreichend. Der Text kann allenfalls dazu motivieren sich der Herstellung von Probemodellen zu widmen. Wie das dann geht muss an anderer Stelle nachgelesen werden. Auch das Thema Nähausstattung kann auf vier Seiten nicht erschöpfen abgehandelt werden. 

Die Ausstattung des Buches ist ausgezeichnet. Es hat die für Nähbücher im Moment populäre Form eines Ringbuches mit festem  Einband. Es läßt sich also aufgeschlagen neben die Nähmaschine legen um das Gezeigte nachzuvollziehen. Dabei macht es einen sehr strapazierfähigen Eindruck und verspricht Haltbarkeit für viele Jahre auch bei intensiver Nutzung.

Für mich ist das Buch sehr hilfreich. Es wird mich dabei unterstützen meine Nähfähigkeiten auf einen nächsten Level zu heben. Ich freue mich darauf mit dem Buch zu arbeiten.

Alte Nähbücher – 100 Ideen im März zum Selbermachen

Ausgelöst durch diesen Beitrag von Susna und meine lange Antwort habe ich mich gefragt wo eigentlich in den 60’ern und 70’ern die Inspirationen hergekommen sind. Das Internet gab es noch nicht. Meine meine alten 100 Ideen – Hefte sind mir wieder in den Sinn gekommen. 100 Ideen basierte auf einer französischen Zeitschrift. Gibt es die eigentlich heute noch? Die deutsche Ausgabe hatte sich dem „manchmal einfacheren, manchmal besseren und manchmal auch anderen
Leben“ verschrieben. Die Zeitschrift gab es von Ende 1976 bis August 1978. Sie wurde eingestellt weil es nicht genügend Leserinnen gab. Ich habe sie sehr gerne gelesen und bewahre die meisten Ausgaben noch auf. Der Gesamtbereich dessen was man selber machen kann wurde angesprochen. Das Inhaltsverzeichnis war gegliedert in: Reportagen, Mode und Wohnen, Stricken, Basteln, Schönheit Kochen und fast alles war mit guten Anleitungen versehen. Einige Dinge habe ich auch nachgearbeitet. Jeden Monat werde ich die Monatshefte aus meiner Sammlung vorstellen. Hier der Blick in die Märzausgabe von 1977. Ich zeige nur die Themen die mit Stoffen und Garnen zu tun haben. Garten, Schönheit und Kochen sind ausgelassen:
 

Ein gestrickter Teppich aus alten gefärbten Strumpfhosen

Eine Anleitung zum Färben gibt es auch

Hier kommen vier Pullover und ein Poncho. Alles mit ausführlichen Anleitungen und Quellen für den Kauf der Materialien versehen.

 Diese Jacke gefällt mir immer noch sehr.

Auch der Poncho ist heute noch tragbar

Solch einen Pullover habe ich meinem Mann gestrickt. Wunderbar sah er darin aus.

Dies Muster habe ich gleich mehrfach gestrickt und meine Mutter glaube ich auch. Ich hatte das Originalmodell, meine Tochter den gleichen Pulli mit Nadelstärke 3 und ganz dünner Wolle gestrickt.

Auch gut zur Resteverwertung
Teppiche und Kissen aus warmen, 
harmonischen zusammengestellten Filzstoffen

 und eine einfache Wollstrickdecke

Ein Wandteppich wird appliziert

 Es gibt in diesem Heft ein große Webstrecke und tollen Beispielen

Und für die Art-Deco-Liebhaberinnen  Anleitungen für viele unterschiedliche Techniken und Produkte die inspiriert sind von Werken der Sonia Delaunay.

 Zum Schluss wird dem Putzlappen gehuldigt. Es geht um Einfachheit. 
Kleidung aus Scheuerlappen:

und, ganz genau hingeschaut, das geht doch auch heute wieder als Frühlingsjacke

Alte Nähbücher – ..Nadelarbeit in der Volksschule

Mundorff , Anna
Die neue Nadelarbeit in der Volksschule

7 Hefte in einem Band
3. Auflage, Karlsruhe i. B., G. Braunsche Hofbuchdruckerein und Verlag,
1922
22x28cm, Pappband mit Leinenrücken, Ecken bestoßen, Deckel leicht fleckig,
Papier durchgängig gebräunt,
wenige Beschreibungen im Text mit Bleistift
6 Hefte sind fortlaufend nummeriert,
161 Seiten, 477 Textabbildungen,

mit eingebunden ist Heft 7 mit eigener Nummerierung,
33 Seiten und 98 Textabbildungen.

Die Autorin Anna Mundorf ist Leiterin des Handarbeitsunterrichts an den Volksschulen der  Stadt Köln. In 8 Heften macht sie, aufbauend auf dem Lehrplan für den Nadelarbeitsunterricht der Stadt Köln, ausführliche Vorschläge für den Unterricht. Jedes Schuljahr wird in einem eigenen Heft abgehandelt.  Dabei beschreibt und bebildert sie die einzelnen Projekte des Schuljahres ausführlich. Sie gibt interessante didaktische Hinweise und berücksichtigt auch den Umgang der Handarbeitslehrerin mit den Müttern der Kinder.
Die ganze Welt der praktischen Handarbeit wird dargestellt. Es geht um nähen mit der Hand und der Maschine, stricken, häkeln, sticken, stopfen und flicken. Immer wieder spielen Stoffkunde, Formgestaltung, ästethische Überlegungen aber auch rationeller sparsamer Umgang mit den Materialien eine wichtige Rolle. Nach der achten Klasse, am Ende des Kurses sind die Schülerinnen in der Lage einfache Kleidungsstücke (Röcke, Oberteile und Kleider, Schuhe, Mützen, Schürzen usw) selbstständig zu entwerfen und herzustellen.

Die Schülerinnen lernen indem sie sich gegenseitig die Körperformen abnehmen und so Schnittmuster entwickeln. Häufig sind die gezeigten Kleidungsstücke für den Bedarf in der Schule gedacht. Der Hosenschnitt z.B. wird mit der Herstellung einer Turnhose geübt. Stoffschuhe werden im 6. Schuljahr hergestellt als Turn- oder Hausschuhe. Gleich anschließend wird gelehrt wie diese Schuhe gehäkelt werden können.
Der Blick ins Buch zeigt die Herstellung eines Hemdes im 8. Schuljahr. Gezeigt wird auch eine ganze Anzahl von Variationen aus dem Grundschnitt.
Die verwendete Technik erinnert mich ans Draping mit einer Kleiderpuppe und das entstehende Schnittmuster könnte aus einem der aktuellen Japanischen Nähbücher entnommen sein. Auch die Verzierungen der Kleidungsstücke sind für moderne Kleidung nutzbar.

Ein wunderbares Buch mit einer Fülle von Anregungen und guter Beschreibung von Techniken die immer noch gefragt sind. So einen Unterricht wünsche ich mir heute auch noch, allerdings für Jungen und für Mädchen gleichermaßen.

Alte Nähbücher – Was der Schneider wissen muß

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Mein Mann ist auch Antiquar und über ihn bin ich im Laufe der Jahre zu einigen sehr interessanten alten Nähbüchern gekommen. Freundlicherweise übernimmt er für mich (und andere) in seinem Geschäft auch Suchaufträge für alte Schnittmuster und Nähbücher.  Gerade hat er für mich das  vergriffene und sehr seltene Schnittmuster von Claire Shaeffer, Vogue 8259, gefunden.  

In unregelmäßiger Reihenfolge und im Wechsel mit den Nähhilfe stelle ich sie vor. Beginnen werde ich immer mit einer fachgerechten Beschreibung des jeweiligen Buches.


Was der  Schneider wissen muß
Ein Lehrkursus der Hauptwissensgebiete im Schneidergewerbe
10 Hefte in einem Band
2. Auflage
Dresden-N., Verlag der Europäischen Modenzeitung
o.J. (ca.1910)
15,5 x 22 cm, Originalleinen, schwarzgeprägter Titel auf Deckel und Rücken
Namenszug auf Titel
Papier durchgängig leicht gebräunt
640 Seiten,  401 Textfiguren,

Heft 1: Allgemeine Warenkunde für Schneider
           Über die Rohmaterialien, die Herstellung,
           die Beurteilung und Prüfung der Stoffe
Heft 2: Die Meisterprüfung
           Geschichtlicher Überblick und praktische Hinweise für die Prüfung
Heft 3: Die Anprobe
Heft 4: Die Bearbeitung moderner Kleidungsstücke
Heft 5: Die Buchführung und die Kalkulation des Schneiders
Heft 6: Praktische Geschäftskunde für Schneidermeister
Heft 7: Was der Schneider von den Gewerbegesetzen wissen muß
Heft 8: Fassonstudien und die Kunst des Modelskizzierens
Heft 9: Wie schützt sich der Schneider vor Verlusten?
           Was muß der Handwerker vom Wechsel  und vom Scheck wissen?
Heft 10: Kostümgeschichtliche Studien
Das ganze Wissen für Schneidermeister um die Jahrhundertwende auf 640 Seiten!  Das Buch ist für mich ein sehr interessantes Beispiel für die Entwicklung des Handwerks. Deutlich wird, dass die ökonomischen Fähigkeiten der Meister zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die Beherrschung der Technik (Nähen, Zuschneiden, Bügeln und Anprobieren) ist die Vorbedingung, so wird argumentiert, ebenso Bedeutsam ist aber die Beherrschung all der anderen Themen des Lehrwerkes.

Frauenmode

Schneider kümmerten sich um die Kleidung für Herren, Frauenmode wird hier auf drei Seiten abgehandelt.

Fehler im Zuschnitt

Dies ist ein schönes Beispiel für die Berufsauffassung und wie sich die Sichtweise auf Kleidung seit der Einführung der genormten Kleidergrößen verändert hat. Falten an der Hose sind hier keine Anpassung an nicht normgerechte Körperformen, liegen nicht an dem Menschen der die Hose trägt, sondern sind ein Fehler im Zuschnitt des Kleidungsstücks. Durch Kleidergrößen normierte Körper gibt es eben noch nicht.

Reklame ist wichtig

Historische