Archiv der Kategorie: Paper Theory

4Wochen4Kleider2020, #olyashirtdress, #fielderdress, #camberdress und das #tuulidress

Yvonne die den schönen Blog Yvonetsurreal betreibt, hat ihre Aktion von 2013 wieder aufgenommen. In 4 Wochen sollen / können 4 Kleider genäht werden. Eine anspruchsvolle und herausfordernde Ansage. 2013 habe ich mich nicht beteiligt. 4 Kleider in 4 Wochen erschien mir unsinnig. Was soll ich mit so vielen Kleidern und so schnell produziert. Viele der Kleider die 2013 entstanden sind waren wunderbar, fantasievoll und, wie immer bei diesen Aktionen, haben sich die Nähfreundinnen gegenseitig inspiriert. Auch in diesem Jahr erschien mir diese Aktion nicht geeignet für mich. Sommerkleider sind genug da und ich hatte mir vorgenommen konzentriert an der kleinen, schwarzen Jacke zu arbeiten. Nun, die Epidemie mit dem Coronavirus hat verhindert, dass das Futter für die Jacke schnell und in richtiger Qualität ankam und eine genauere Inspektion meines Kleiderschrankes hat ergeben, dass einige neue Kleider sehr wohl nicht nur unsinniger Luxus sind. Corona hat mir auch viel mehr freie Zeit im Haus geschenkt als üblich. Also habe ich mich ran ans Werk gemacht und für mich noch eine weitere Regel aufgestellt. #Usewhatyouhave – ich nütze überweigend das was ich sowieso schon habe. Das soll für Stoffe und Schnittmuster gelten. Zu Anfang dachte ich, das ich ein, zwei Kleider nähen würde. Jetzt sind es doch 4 Kleider geworden und ich habe ältere Pläne realisiert und einige alte Stoff aus dem Kleiderschrank verarbeitet. Das macht mich sehr zufrieden.

#olyashirtdress
Hemdblusen und Hemdblusenkleider habe ich in den letzten Jahren mehrere genäht. Ich mag sie gerne tragen. Vom Olya Schnittmuster von Paper Theory Patterns hab ich zwei Hemden genäht und beide mag ich sehr. Die besondere Art der Ärmelkonstuktion und die Brusttaschen sind einzigartig. Ein Kleid zu nähen war also keine große Sache.

Der Stoff für das Kleid kommt aus der russischen Stadt Wyborg. Es ist weissrussisches Leinen und sonstwie Mischung, luftig, leicht transparent und ein bisschen sehr grau. 2018 habe ich ihn auf dem Markt da gekauft und ich erinnere mich gerne daran. Viel über Karelien und die finnisch russische Katastrophe im letzten Jahrhundert habe ich da gelernt und warum jetzt dort z.B. weißrussische Dinge von ehemals Vertriebenen angeboten werden.

Das Kleid ist einfach nach Anleitung runtergenäht. Damit es nicht zu altbacken aussieht nehme ich mir beim Ankleiden immer etwas Zeit für die Dekoration. „Von innen“ fühlt es sich aber außerordentlich gemütlich an.

#fielderdress
In meinem Schrank lagern mehrere einfarbige Leinenstoffe. Oft als besondere Schnäppchen gekauft. Aufbewahrt für irgendwelche tollen Schnitte. Ich habe sie vor einigen Wochen sortiert und vorgewaschen und mich gefragt wann ich die denn wohl alle verarbeiten will!


Für einen Stoff war es jetzt soweit. Es ist ein dünner, graublauer Leinen aus dem ich 2018 auch schon die Teddydesignerpants genäht habe. Sie ist schon häufiger gewaschen und wird immer heller. Ganz schön finde ich das.
Schon im letzten Jahr habe ich mit einem Sackkleid geflirtet. Es gibt immer wieder neue Schnitt für einfache gerade Kleiderschnitte mit kleinen Besonderheiten. Fast jeder kleine Schnittmusterverlag hat so etwas im Angebot. Das englische Schnittmusterlabel Merchant & Mills hat gleich mehrere davon. Zwei werde ich ausprobieren. The Fielderdress ist gerade geschnitten, hat Raglanärmel und Strickbündchen an Ärmeln und Halsauschnitt und Nahttaschen.

Ganz einfach zu nähen und unkompliziert zu tragen. Es hat ohne Anpassungen gepasst. Ein echtes Schnellnähkleid.

#camberdress
Das Camberdress ist der zweite Schnitt von Merchant & Mill den ich ausprobiert habe. Die Inspiration zu diesem Kleid habe ich aus verschiedenen Quellen bezogen. Schon seit einigen Jahren erscheinen gerade geschnittene Kleider aus Bouclestoff in den Kollektionen. Bei Chanel sind sie zu finden, in diesem Jahr z.B bei Gucci oder Windsor und auch als Schnittmuster auf dieser russischen Seite Patterneasy. Bei Windsor hätte ich es sogar anprobieren können, die kommen nämlich aus Bielefeld und haben hier einen Werksverkauf.


Ich habe als Grundlage das Camber Dress von Merchant & Mills genommen und umfassend umgearbeitet:
einen weiten Stehkragen konstruiert, der auch wirklich steht.
einen Poloshirtschlitz ins Vorderteil eingebaut, Belege dafür entworfen und mit Fransenborten verarbeitet,
das Kleid 10 cm enger gemacht,
Seitentaschen und aufgesetzte Taschen entworfen und eingenäht,
ein Futter gezeichnet und von Hand eingesetzt.


Als Stoff habe ich ein Boucle aus Wolle mit etwas Polyamid gewählt. Daraus wollte ich schon ein Osterkleid (bei der grünen Phase, angestoßen durch das grün schwarze Stricktuch) nähen und war nicht dazu gekommen. Jetzt ist der Plan realisiert. Das Kleid ist aber so warm geworden, dass es sicher im Sommer nur selten angezogen wird.

#tuulidress
Das letzte Kleid hätte ich schon seit Jahren nähen können. Auch hier lagern sowohl der Schnitt als auch der Stoff lange im Schrank.
Das Tuuli Dress wurde von den Schwestern Huhta, Named Clothing, schon 2016 veröffentlicht und mit unterschiedlichem Erfolg vielfach genäht. Mir hat es immer sehr gut gefallen. Ich habe mir sogar den Originalstoff mit den Disteln besorgt. Die kritischen Stimmen im Internet haben mich aber abgeschreckt. Jetzt sollte es sein.


Als Stoff habe einen ganz flutschigen Jersey dubioser Zusammensetzung ausgewählt. Der Druck und die Farben gefallen mit aber so gut, dass er sämtliche Aussortierungsaktionen überstanden hat. Ich habe ihn längs und quer verarbeitet und das ging überraschend gut. Wiebke und Belekeck haben mich noch mal auf die Probleme hingewiesen. Der Schnitt verlangt Jerseystoff und ist so eng gschnitten, dass er sich um den Oberkörper spannt. Der Rock ist dagegen ganz weit, verschlingt viel Stoff und ist deshalb schwer. Er zieht das Oberteil nach unten. Nina und Dana haben vorgeschlagen deshalb das ganze Oberteil zu doppeln. Danke euch vieren fürs Mitdenken.

So konnte mein Kleid ein Erfolg werden. Ich habe das Oberteil gedoppelt und rasant erweitert. Jetzt sitzt es fast blusig über dem Rock und ich habe zwei Seitentaschen eingearbeitet. Damit das Oberteil in der Taille bleibt ist hier ein Tunnel mit Gummiband angenäht. Jetzt ist es ein schwingendes, kühl anzufühlendes Sommerkleid, trotz der dreiviertel Ärmel.

Was für eine Aktion! 4 Kleider in 4 Wochen! Ich habe davon sehr profitiert. Danke Yvonne. Deine Aktionen sind klasse und es sind sehr schöne Kleider dabei entstanden. Unter diesem Haschtag #4wochen4kleider2020 auf Instagram kann die ganze Riege bewundert werden.


Grün in den Frühling

Bislang war der Inhalt meines Kleiderschranks weitestgehend frei von grünen Kleidungsstücken. Das wird sich jetzt schnell ändern. Im letzten Sommer haben mir meine Nähfreundinnen grüne und graue Wolle geschenkt um damit am Westknits Mystery Shawl KAL 2019 teilnehmen zu können. Das Strickmuster heißt Starflake. Eine in mehrfacher Hinsicht interessante Herausforderung: Neben der für mich ungewöhnlichen Farbe grün wird ein zentraler Teil des Tuches in mehrfabigem Patent mit verschiedenen Zu- und Abnahmen gestrickt. Patent kann ich, mehrfabiges Patent geht so gerade noch wenn ich beim stricken konzentriert bleibe aber wenn es dann um Zu- und Abnahmen geht …………………

Nach verschiedenen Versuchen und Ribbelorgien habe ich jetzt ein Probeteil (Clockwork, auch von Stephen West) auf der Nadel. Zweifarbiges Patent und regelmäßige, nicht ganz so komplizierte Zunahmen. Keine Abnahmen!

Ich werde diese Herausforderung meistern und wenn es 2 Jahre dauert.

Beim Stricken kreisten meine Gedanken natürlich auch um das fertige Teil und wozu ich es wohl tragen könnte (und schon wieder ein Fehler im Strickteil!) Schwarz geht, grau geht aber etwas mehr Variation hätte ich schon gerne. Ich habe also meinen Stoffschrank inspiziert und alle grünen Stoffe herausgeholt und zusätzlich noch ein paar Schnäppchen getätigt.

Zwei Hemden/Blusen habe ich genäht.
Bewährter Schnitt und gut angepasst:
Hermes (Schnittmusterbesprechung) von Iam

Und dann noch einen dünnen Pulli LB von Paper Theorie Patterns

Am Ende gab es noch ein Wintershirt nach meinem vor langer Zeit angepassten T-Shirt Schnitt. Hier werde ich wohl den Ausschnitt noch etwas erweitern.

Da gibt es noch einige Stoffe auf dem Stapel im Nähzimmer:

Für diesen Stoff plane ich einen Rock mit dekorativem Reißverschluss. Eine der russischen Seiten hat mir dafür die Inspiration geliefert. Den Schnitt werde ich aus meinem Basisschnitt für Röcke entwickeln.

Und für diesen Stoff plane ich ein Osterkleid.

Mein Tweedkleid, entstanden bei einem Sew Along, organisiert von Yvonne und Monika im September 17, trage ich sehr gerne. Dieses Grüne hier soll etwas einfacher geschnitten sein, ehr ein Hängerchen mit aufgesetzten Taschen. Auch da habe ich mich noch für keinen Schnitt entschieden. Das Cielo Dress von Closet Case kommt meinen Vorstellungen schon nahe.

Und dann ist da noch der Plan gemeinsam mit anderen noch eine chanelige Jacke zu nähen. Aber davon ein anderes Mal.

Upcycling – Olya Shirt / Paper Theory

vom alten Leinenbettlaken zum Hemd

In die Aussteuer habe ich eine größere Menge Bettlaken aus weißem Leinen bekommen. Manche verwende ich als Gardinen oder Tischdecken für die Biergarnituren bei unseren Sommerfesten, einige habe ich schon vor sehr langer Zeit zusammengenäht und sie werden als Laken und dünne Sommerbettdecken verwendet. Ganz allmählich werden diese in der Mitte dünn und neulich ist ein Laken sogar gerissen! Ich liebe diesen seit Jahrzehnten genützten und hunderte Male gewaschenen Stoff. Also habe ich ein Hemd für mich aus den Resten genäht.

Olya (Schnittmusterbeschreibung) ist ein Schnitt von Paper Theory mit einer besonderen Ärmellösung:

Interessant zu nähen, gut zu tragen und für diesen etwas derben Leinenstoff sehr geeignet. Und weil es sich um Bettlakenstoff handelt habe ich mich auf die Suche nach alten / uralten Wäscheknöpfe gemacht. Ich habe im Knopfkasten noch solche die etwas angerostet sind. Neu konnte ich sie aber auch noch kaufen:

Das sind Zwirnknöpfe. Es gibt Handwerkerinnen die diese alte Kunst der Knöpfeproduktion wiederentdeckt haben und wunderbare Sachen damit machen.

Vor einiger Zeit habe ich den Olya Schnitt schon mal genäht, aus härtlicher Wildseide. Das klingt luxuriöser als es ist. Der Stoff kratzt und hat bei den ersten Wäschen gestunken, wegen des Seidenleims. Oben auf dem Bild mit der technischen Zeichnung sieht man ein kleines Stück des Seidenstoffs. Der Schnitt selber hat mir aber gut gefallen. Jetzt könnte der Frühling kommen damit ich das Hemd nicht mehr unter Jacken verstechen muss.