Immi und ich brauchten eine Woche länger um den zweiten Beitag zu „Unabhängiger werden von Schnittmustern“ zu verfassen. Dieses Mal geht es um Röcke und verschiedene Möglichkeiten.
Ich glaube, mit dem Römö-Rock fing es bei mir an. Vor einiger Zeit haben viele Frauen ihn genäht, er wurde heiß geliebt. Ich habe mich gefragt, was hat der da für merkwürdige Nähte oben parallel zur Taille? Deko? Konstruktionsbedingt?
Erst allmählich habe ich verstanden , dass das die Taillenabnäher sind. Genau so ist es. Alleine durch die Verlegung der Taillenabnäher bei einem Basisrock lassen sich schon viele interessante Effekte erzielen.
Hier einige Beispiele:
Abnäher werden benötigt, um die weibliche kurvige Figur nachzuzeichnen. Lage, Länge und Tiefe der Abnäher entscheiden häufig über den guten Sitz eines Kleidungsstücks. Sie haben aber auch nicht zu unterschätzende Funktionen für das Design. Besonders aus den 40er und 50er Jahren gibt es fantastische Beispiele für fantasievolle Gestaltung der Abnäher.
Abnäher lassen sich fast beliebig verschieben oder besser, um den höchsten Punkt rotieren. Ist das Prinzip verstanden, läßt sich der Vorgang ziemlich einfach bewerkstelligen.
Abnäher lassen sich auch wegkonstruieren, zudrehen nennt das die Fachfrau. Michou hat das im vorletzten Jahr auf ihrem Blog hier sehr einleuchtend gezeigt.
Die Konstruktion eines Basisrockschnitts ist relativ einfach und im Netz und vielen Büchern finden sich gute Anleitungen. Hier in diesem Blog habe ich auch eine dreiteilige Anleitung veröffentlicht (hier, hier und hier). Auf dieser Basis gelingte es dann in kurzer Zeit eigenen Modellvorstellungen zu folgen oder ein einmal gesehenes Modell nachzubauen.
Letztens habe ich bei einem geraden Rock die Taillenabnäher in der Art des RÖMÖ Rocks verschoben und mit roten Kunstlederpaspeln betont. Hier, in diesem gesonderten Post, kann der Prozess der Konstruktion nachvollzogen werden.
Es lohnt sich mit Abnähermanipulation zu experimentieren. Da kommen immer wieder überraschende Ergebnisse raus. Und viel Schnittmuster leben von dieser Art der Anpassung.
Auch mein Jeansrock hier ist im Grundsatz ein normaler enger Rock mit Reißverschluss wie bei Hosen im Vorderteil.
Der vordere Abnäher verschwindet in der Seitentasche. Bei genauem Hinsehen erkennt man das. Hinten ist das Schnittmuster in einer Kurve durchgeschnitten. Dann wurde der hintere Abnäher in die gewünschte Kurve verlegt. Um die Weite unten zu erzeugen sind noch Keile / Godets eingesetzt worden. Sie ersetzen den sonst oft üblichen Schlitz. Alles also kein Hexenwerk.
Nur Mut. Wir sind auf eure Rückmeldungen und Bericht zu euren Experimenten sehr gespannt und setzen Links zu euren Beiträge hier unter unsere Posts.
Teil 3 ist für Anfang Dezember geplant.
Pingback: Podcast Nr. 14 zum Thema Grundschnitt mit Immi Mayer und Mema – Nahtzugabe5cm.de
Ich bin total fasziniert von euren Beiträgen. Ich habe mir fest vorgenommen, es mal in den Weihnachtsferien mit einem selbst konstruierten Rock zu versuchen. Danke Dir und Immi für die vielen Infos – und die Inspiration.
Viele Grüße
Friedalene
Hallo Mema,
habe mich in den letzten Tagen in das Thema ein wenig eingelesen. Danke für den ausführlichen Post bzw. eure ganze Serien.
Abnäher verlegen – sieht auch für mich, die sonst immer fertige Schnittmuster verwendet, machbar aus.
Lieber Gruß,
Muriel
Wie konnte mir Dein Beitrag entgehen? ich habe Deinen blog doch abonniert – hmm. In jedem Fall vielen Dank für die interessante Darstellung. der Graue Rock mit der roten Paspel ist der Hit, gefällt mir sehr gut. Wenn nur das mehrfache Neu-Zeichnen des Schnittes nicht wäre, wäre so eine Abnähermanipulation wirklich perfekt um einer bewährten Rockform neuen Spirit zu geben. Vielleicht versuche ich das mal! LG Kuestensocke