Alte Nähbücher – Das Lehrmädchen in Damenschneiderinnen-Gewerbe

Lehner, Fr.

Praktischer Ratgeber für die Lehrzeit nebst Anleitung zur Gesellenprüfung
Leipzig, Voigt
1911
11,5 x 17 cm, original Halbleinen, Ecken bestoßen, Deckel leicht fleckig
87 Seiten, vorderes und hinteres Vorsatzblatt fehlen, 30 Textabbildungen,
Band XX von Koepper’s Handwerkerbibliothek

       

Im Buch abgehandelt wird eine beeindruckende Mischung verschiedener Themen:
Geschichte der Damenschneiderei – hier erfährt man das das Recht der Frauen die Damenschneiderei auszuüben auf ein Edikt des Königs Ludwig XIV zurückgeht, Marie Antoinette hat sich als große Förderin hervorgetan. Unterschieden wird in den englischen Stil (dem ein einfacherer Zug zu eigen ist und bei dem Taillen oder Jacketts wenig schmückendes Beiwerk haben) und dem Pariser Genre. Die Kostümschneiderei mit schweren Stoffen wird noch als „meist von Herrenschneidern ausgeführt“ bezeichnet. 
Werkzeuge, Geräte und Utensilien – wie heute auch unterteilt in Maßnehmen und Zuschneiden, Nähen und Bügeln. Interessant ist, dass viele vorgestellte Instrumente noch heute genauso verwendet werden. Das gilt besonders für die Messinstrumente und die Bügelhilfen.
Materialkunde – mit vielen Seiten interessanter Beschreibung von Stoffarten und ihre Verwendung.
Verarbeitung – Wie bei den Schneidermeistern ein eher knappes Kapitel. Die Lehre der Handwerkstechniken wurde wohl überwiegend mündlich weitergegeben.
Farbharmonie in der Kleidung – hier wird auf die Haarfarbe der Kundin und ihr Alter eingegangen. Wenn die Kundin älter ist wird z.B. von Rosa abgeraten. Eine bessere Wahl ist schwarz, weiß, grau und allenfalls noch violett. Es gibt auch Tipps für starke und schlanke Frauen.
Verbrauch und Preise der Materialien für die einzelnen Kleidungsstücke
Überraschend werden hier Kalkulationbeispiele verschiedener Kleidungsstücke in billiger, mittlerer und besserer Ausführung vorgestellt.
Der allgemeine Teil – gibt Hinweise zu Bewerbungen, persönlichen Versicherungen und Buchführung. Als letztes findet sich ein Hinweiß auf die Meisterprüfung.
Es ist ein interessantes Büchlein mit gewichtigem Inhalt.

2 Gedanken zu „Alte Nähbücher – Das Lehrmädchen in Damenschneiderinnen-Gewerbe

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