Grau 20 / Nähen während des Lockdown / die ganz Linie

Dieser Blog hat für mich verschiedene Funktionen. Eine davon ist die Dokumentation meiner Nähwerke. Für die letzte Zeit will ich das jetzt tun. Das war ja wirklich eine besondere Zeit: Corona, Lockdown, Reduktion der sozialen Kontakte auf ganz wenig …..
Ich habe in der Zeit mal wieder eine kleine Kollektion genäht: Grau 20 nenne ich sie. Fast alle Stoffe lagen schon seit längerer oder langer Zeit im Nähzimmer. Und alle Stoffe sind weiß, creme, grau oder schwarz.

Ich habe fast keine neuen Schnitte verwandt, sondern bewährtes wiederholt.

Oberteile:

Cardigan

Ich habe seit vielen Jahren ein kleines, schwarzes, viel getragenes Jäckchen. Ganz kurz und ganz weit und unförmig und mit kleinen Ärmelchen. Dieses gekaufte Teil habe ich nachgenäht. Der dünne Stoff aus Wolle mit Kunstfaser hat einen komplizierten Rapport und ich habe länger gebraucht um eine schöne Verteilung des Musters hinzukriegen. Deshalb hat der Stoff lange in meinem Schrank gelegen. Als die Jacke fertig war habe ich sie als „misslungen“ weggelegt. In den letzten Wochen habe ich sie noch mal Probe getragen und jetzt liebe ich sie sehr. So kanns gehen.

Käferhemd
Das Käferhemdes habe ich nach meinem bewährten Hemdblusenschnitt genäht. Basis ist IamHermes mit vielfältigen Anpassungen. Der Baumwollstoff ist hauchdünn und etwas durchsichtig.

Pullover
Toaster Sweater 1 und 2
Beide Schnitte habe ich schon genäht und die entstandenen Pullover mag ich sehr. Hier kommt ein schwarzer aus dickerer Wolle und ein weißer ganz dünner.

Toaster 2 ist mir zu breit auf den Schultern. Ich nähe also eine kleine Falte ein und dann passt er und gefällt mir noch viel besser.

Der Stoff des gestreiften Pullovers war nach dem Vorwaschen grauenhaft verzogen und lag lange im Schrank. Der Schnitt ist neu, Balmain Knit Tunic von StyleArc. Mir hat der Schnitt sofort sehr gefallen und ich habe ihn gleich besorgt. Glücklicherweise reichte der Stoff gerade für diesen großen Pullover. Der Schnitt ist toll, ich kann ihn sehr empfehlen.

T-Shirts

Hellgrau, dunkelgrau und gestreift
Baumwollreste aus der T-Shirtproduktion für meinen Mann habe ich verarbeitet und ein weiterer Stoff vom Stoffmarkt. Genützt habe ich meinen Basis T-shirtschnitt. Den V-Ausschnitt habe ich so auch bei den Herrenshirts für meinen Mann genäht. Nur habe ich hier zwei V-Ausschnitte gemacht, einen tieferen vorne und einen höheren hinten.

Das gestreifte Shirt ist langärmelig.

Röcke

Der Vogelrock aus Dekostoff und der Wickelrock aus einem alten Wollstoff sind Varianten meines Rockgrundschnitts. Der Vogelrock ist schlicht und wie beschrieben, die Konstruktion des Wickelrocks habe ich hier schon mal erläutert.

Dann habe ich noch einem weiten Sommerrock genäht. Der Viskosestoff war ursprünglich für ein Sommerkleid gekauft und lag schon länger im Schrank. Auch hier habe ich einen für mich neuen Schnitt, Estuary von Sew Liberated, verwendet. Der Schnitt ist ok. Vorne ist er durchgeknöpft, in den hinteren Bund wird ein Gummi eingezogen. Es gibt zwei große Taschen. Und der Rock schwingt wunderbar um die Beine.

Hose

Die Hose ist aus einem merkwürdigen Kunstfaserstoff und sehr elastisch. Auch dieser Stoff lag länger in meinem Schrank. 2015 habe ich einen Teil davon verwendet, um einen wendbaren Wickelrock zu nähen. Das mit dem Wenden hat sich damals nicht bewährt. Diese Hose ist gut und ich habe sie schon viel getragen, eine praktische Pull-on-hose eben.

Der Schnitt ist auch von StyleArc und heißt Lola. Den habe ich schon öfter genäht und für mich angepasst.

Naehen während des Lookdown

Heute ist das Märztreffen 2021 der nähbegeisterten Frauen in Deutschland. Das habe ich gerade produziert. Schaut mal.

Eigentlich nähe ich ja an der schwarzen kleinen Jacke.

Zwischendurch habe ich das Chaos im Nähzimmer beseitigt und einen hohen Stoffstapel grauer, schwarzer, weißer und beiger Stoffe gebaut. Immer mit der Frage: Was passt den dann demnächst zur neuen Jacke. Der Stapel wurde höher und höher und führte dann ein Eigenleben. Richtig alte Stoffe waren dabei. Schließlich nähe ich seit über 50 Jahren. Fast alle der Stoffe haben Handicaps: Webfehler, verdreht beim Waschen, zu wenig Stoff, zu jugendlich, zu durchsichtig, Reste……………… Ich beschloss schon mal einige der Stoffe zu vernähen. Die aktuelle Situation wegen Corona gab mir genügend Zeit.

Als ich heute alle entstandenen Kleidungsstücke aufeinander legte, war ich doch sehr überrascht! So viele Stücke sind seit Dezember entstanden.

Nun, heute stelle ich die winterlichsten Teile vor.
Es gab einen 90 cm langen 140 cm breiten Stoff aus Wolle und Baumwolle. Die Webart hat mir sehr gefallen. Trotzdem hat der Stoff schon viele Jahre im Lager gelegen.

Ich wollte einen Wickelrock aber 90 cm sind wirklich wenig dafür. Der Stoff hat schöne Webkanten die sich lohnen erhalten zu werden. Ich habe also einen Bleistiftrock ohne Seitennähte entworfen (hier schon mal vorgeführt) und die Wickel so weit übereinander geschlagen wie die Stoffbreite hergab uns statt Bündchen oben einen inneren Beleg und zur Stabilisierung ein schwarzes Ripsband.

Geschlossen wird der Rock mit einem dicken trennbaren Reißverschluss und Harken und Öse bzw. Druckknopf in der Taille. Und gefüttert ist er natürlich auch. Als ich nach längerem Überlegen das Konzept für den Rock im Kopf hatte, ging das Nähen ganz schnell.

Ich trage den Rock hier mit einem T-Shirt (nach eigenem Grundschnitt) aus einem restlichen Stück Jersey aus der T-Shirt-Produktion für meinen Mann. Gegen die Langeweile habe ich vorne und hinten einen V-Ausschnitt eingebaut. Es gibt noch so eins in hellerem Grau und zwei gestreifte Teile, eins mit kurzem (schwarz grau) und eins mit langem Arm (hell und dunkelbeige). Weil es aber kälter geworden ist, habe ich den schwarzen Toaster 1 Sweater drübergezogen. Der Schnitt gefällt mir sehr, Raglan, weiter Rollkragen, angenehmer Stoff. Dieser Stoff hatte mittig mehrere Webfehler! Aber nur auf einer Seite sichtbar. Von außen sieht der Sweater tadellos aus.

Die chanelige Jacke, weiter gehts und fertig ist sie

Mitte März 2020 habe ich von meinem Vorhaben berichtet, gemeinsam mit Tily / Frl. Ideal chanelige Jacken zu nähen. Wir haben beide auch angefangen. Meine ist im Laufe des Jahres nur ganz allmählich gewachsen.

Ich mag das Tragegefühl dieser gequilteten, kastigen Jacken sehr. Meine erste Jacke dieser Art trage ich seit 10 Jahren immer wieder. Was mir allerdings gar nicht gefällt ist die übliche Garnierung. Knöpfe, Borten, sichtbare Ketten, verschiedene Farben……….. Ich versuche meine Jacken zu reduzieren. Auch die vielen Taschen werde ich nicht annähen und die wenigen auf brauchbare Größe erweitern.

Hilfreiche Links:
Immer wenn ich Fragen hatte oder mich versichern wollte habe ich bei Ann Rowley nachgeschaut. Sie hat eine hilfreiche Fotofolge auf Flickr veröffentlicht.

Nesselprobe:
Für aufwändige Kleidungsstücke fertige ich immer eine Nesselprobe. Mein Körper passt nicht in die aktuellen Standardmaße, kleinere Anpassungen sind immer sinnvoll und das schnelle Zusammennähen der Hauptschnittmusterteile verbraucht wesentlich weniger Zeit wie langwierige Anpassungen am endgültigen Teil.

Auch hier waren einige wenige Modifikationen nötig. Ich habe sie gleich auf das Schnittmuster übertragen.

Die Materialien: Der Oberstoff ist 100% Wolle, Linton Tweed mit Seidenfutter, Baumwollripsbänder, Hornknöpfe Seidenorganza als Zwischenlage und leichte aufbügelbare Einlage unbekannter Herkunft.

Probeläppchen:
Bei dieser Jacke habe ich auch noch ein Probeläppchen genäht. Ich habe ausprobiert welche Einlagen sinnvoll sind und wie der Stoff sich damit anfühlt und ich habe probiert welche Knopflöcher ich wie arbeiten will. Klar war auch, dass ich keine Borte will. Die Fransenkante hat mir gut gefallen und auf dem Probelappen habe ich die Fertigung probiert.

Zuschnitt des Oberstoffs und Fertigung der Abnäher und Knopflöcher:
Die Brustabnäher werden eingebügelt, dass heißt, dass der Oberstoff mit viel Dampf eingeschrumpft wird. Eine spannende Technik! Um das exakt hinzubekommen wird ein Läppchen als Schablone von hinten aufgenäht.


Ich habe mich für Paspelknopflöcher mit Ripsband entschieden. Die Basis für die Knopflöcher muss schon sehr früh gelegt werden. Später wird noch der Futterstoff eingeschnitten und von Hand gegengenäht.

Die Jacke bekommt nur an ganz wenigen Stellen Einlagen als Verstärkung, und zwar an den Säumen und vermutlich am Halsausschnitt. Das ganz vordere Vorderteil hat eine Zwischenschicht aus Organza.

Erste Näharbeiten:
Um die Jacke zu quilten, das heißt Futter und Oberstoff zu verbinden, nähe ich zunächst einige Teile der Außenhülle und des Futters zusammen.

Dann wurden beide Lagen, Außenstoff und Futter mit der Maschine längs gequiltet. Die Fotos davon sind unscharf geworden. Stellt es euch einfach vor. Ich habe die Spannung etwas reduziert und zunächst auch hiervon einige Proben gemacht.

Der nächste Schritt war beim Oberstoff die Seitennähte, die Schulternähte und die Nähte der Ärmel mit der Maschine zu schließen. Die dazugehörigen Futternähte habe ich mit kleinen Stichten und Handnähten geschlossen.

Nun wurden die Ärmel fertiggestellt. Die Knopflöcher waren schon fertig, auch die Futter an diesen Stellen schon angeheftet. Zuerst habe ich die Fransenborte unten an die Ärmel und rund um den Schlitz mit der Maschine angenäht und danach auch hier das Futter mit der Hand angenäht. Die Fransen wurden zurückgeschnitten.

Wie bei den Ärmeln so ging es auch mit dem Jackenkörper weiter: Fransenborte annähen, umbügeln, Futter anstaffieren.

Am Auschnitt habe ich einen kleinen Stehkragen statt der Fransenborte eingebaut.Weil das Futter leider zu kurz war, habe ich hier noch ein schmales Ripsband eingesetzt.

Die Jacken habe ich vergrößert damit z.B. mein Handy reinpasst. Auf die kleinen Täschchen habe ich verzichtet. Unklar ist mir noch ob ich hier auch eine Fransenborte annähe. Einstweilen trage ich die Jacke ohne.

Die Knöpfe haben einen kleine Steg bekommen. Mein Abstandshalten ist wie immer ein Streichholz gewesen.

Jetzt, als letztes, fehlt noch die Kette am Saum. Dazu muss ich in den Baumarkt fahren. Die Kette werde ich nachrüsten. Tragen werde ich die Jacke aber schon vorher.

Es hat etwas gedauert, aber jetzt ist sie fertig.


Schnittmusterbeschreibung – Trench #Martha Fibre Mood

Beschreibung
Fibre Mood Nr. 8, deutsche Ausgabe, Titelmodell,
Das Schnittmuster beschreibt einen auf Grundelemente reduzierten, zweireihigen, langen Trenchcoat mit Raglan. Es gibt einen Koller, Schulterklappen, „Ärmelgürtel“, Paspeltaschen und großer Schlitz hinten im Mantel. Taillengürtel und „Ärmelgürtel“ sind einfach gearbeitet und zum binden. Es gibt keine Hinweise auf ein Futter.

Verwendeter Stoff
Ich habe dünnen weichen Nylonstoff verarbeitet. Leider ist er nach der Vorwäsche nicht mehr wasserabweisend. Der fertige Mantel wurde deshalb mit Imprägnierspay behandelt. Der Stoff ließ sich nicht gut verarbeiten. An den Nähten zeigen sich leichte Kräusel. Ich hätte hier noch geduldiger mit anderen Nadelarten, Nähgarn und Fadenspannungseinstellungen arbeiten können und dann vermutlich bessere Ergebnisse erzielt.

Anleitung
Die Monatszeitschrift Fibre Mood veröffentlicht Schnitt und grafische Anleitung in ihrer Zeitschrift, eine ausführliche Anleitung, auch in Deutsch, gibt es auf der Internetseite nach Anmeldung. Hier finden sich auch Stilempfelungen. Die habe ich aber missachtet. Die grafische Anleitung reicht erfahrenen Näherinnen sicher aus. Ich habe aber beide genützt.

Größe
Der Schnitt Martha geht von S bis XXXl, Größe 34 bis 60. Häufig sind das Doppelgrößen. Der Mantelschnitt ist nicht passformsensibel, ich habe L genäht und bin sehr zufrieden mit meiner Wahl. Auch gekürzt ist er nicht. Ich wollte eine große, lange Hülle als Regenschutz.

Verarbeitungshinweise
Die futterlose Verarbeitung des Mantels sieht für die Säuberung der Nähte die Verwendung der Overlock vor.

Bei vielen Nähten bietet sich aber eine Rechts/links Naht an. Ich mag besonders gerne die gemischte Verwendung (Tutorial hier weiter unten im Beitrag): Links auf links mit der Overlock zusammennähen dann wenden und die Naht knappkantig steppen. Bei der Raglannaht habe ich das nicht gemacht. Um Kappnähte zu simulieren habe ich hier erneut von rechts die Nahtzugabe fixiert.


Den Knöpfen habe ich einen kleinen Gegenknopf spendiert. Ich traue dem dünnen Stoff . Die Ärmelbänder habe ich mit einer Schlaufe am Ärmel fixiert.
Sonst ist alles so wie in der veröffenlichten Beschreibung.

Fazit
Ich bin sehr zufrieden mit Schnitt und Produkt.

Regen ist angekuendigt – Fibre Mood #Martha

Regen ist angekündigt für die nächste Zeit. Es wird aber noch nicht bitterkalt. Eine leichte Hülle für kurze Regenschauer und Sprühregen ist da hilfreich. Und natürlich leichte Gummistiefel.

Mein neuer Regenmantel hält keine stundenlangen Landregen aus aber er ist ein guter Kurzzeitschutz.

Das Schnittmuster #Martha von Fibre Mood Nr. 08 ( hier die Schnittmusterbeschreibung) habe ich ohne Veränderungen genäht. Nur weil ich unkonzentriert war musste ich trennen. Einzig die Ärmelschlaufen sind von mir noch fixiert worden sonst ist alles wie im Heft beschrieben.

Der Stoff ist leichter, weicher knitteriger Nylon. Er wurde als wasserabweisend verkauft. Nach der Vorwäsche war diese Eigenschaft leider dahin und ich habe den fertigen Mantel dann mit Imprägnierungsspray behandelt. Jetzt perlt das Wasser wieder. Mal sehen wie sich das Spray bewährt.

Der zweireihige Mantel ist ungefüttert, hat einen schönen, weiten Raglan und, wie bei Trenchcoats üblich, einen Koller und zwei große Paspeltaschen. Statt Gürtel werden Stoffbänder an den Ärmel und um die Taille gebunden. Auf viele weitere Trenchcoatelemente wurde verzichtet. Der Mantel läßt sich also verhältnissmäßig schnell nähen.

Noch habe ich den Mantel nicht im Alltag erprobt. Er macht aber einen guten Eindruck. Auch über das Schnittmuster kann ich nichts negatives sagen. Alles im üblichen Rahmen. Der Schnitt gefällt mir gut. Wenn sich der Stoff mit der Imprägnierung nicht bewährt, werde ich es mit anderem Stoff erneut versuchen. So eine leichte Regenhülle fehlt mir im Alltag nämlich sehr.

Heute ist MMMittwoch im September 20. Ob es wohl schon herbstliches gibt? Ich bin gespannt.