Warum das Kleid allerdings Kimonokleid genannt wurde, erschließt sich mir nicht. Es ist ein intessant geschnittenes Hemdblusenkleid.
Anleitung:
Gleich zu Anfang: Es gibt zwei sehr unübliche Faktoren. Die beiden vorderen Schnittmusterteile (sie gehen vom Kragen, über den Nacken hinweg bis zum unten zum Saum) werden hier in einem ganz langen Stück zugeschnitten. Und die Einlage die den Kragen und die Kopf-(loch-) leisten stabilisiert werden auf die rechte Seite gebügelt denn die Knopfleiste wird dann nach vorne umgeschlagen. Beides hat besondere Anforderungen an die Stoffauswahl. Die „linke“ Seite des Stoffes ist so vorne über die ganze Länge des Kleides sichtbar. Sie muss also auch gefallen. Und ein gemusterter Stoff der nur eine Richtung hat, kommt nicht in Betracht. Pfauen auf einem Stoff würden nämlich z.B. auf der einen Seite auf dem Kopf stehen. Das wird alles erläutert, kann aber leicht übersehen werden.
Die deutsche Nähanleitung ist ausführlich und mit Grafiken illustriert. Manche Nähschritte sind nicht so üblich, deshalb ist das sehr sinnvoll. Insbesondere die Versäuberung der Schulternaht und des Nackens war für mich ungewohnt und ich habe die Anleitung mehrfach gelesen bis sich mir der Weg erschlossen hat. Im Schnitt ist 1 cm Nahtzugabe eingezeichnet.

Verwendeter Stoff:
Mein Stoff hat ein regelmäßiges Karo. Ich habe ihn auf einem der Holl. Stoffmärkte gekauft und kenne die Zusammensetzung nicht genau. Er fühlt sich wie Leinen/Baumwolle an, beim Verbrennen riecht er auch so und er hat sicher etwas Elastan. Und er kräuselt sich etwas, muss also nie gebügelt werden.
Größen:
Crafteln verkauft den Schnitt Online, zum Ausdrucken und als Din A0 Plotterdatei. Es gibt drei verschiede Größengruppen mit Mehrgrößenschnitten. Die Größen decken mit 0 (80 cm Brustumfang) bis 11 (143 cm Brustumfang) eine sehr breite Palette ab.
Verarbeitungshinweise:
Ich war mich nicht sicher was die Passform angeht. Also habe ich die Schnittteile zuerst nur geheftet anprobiert. Fast alles hat gut gepasst. Auch der Brustpunkt saß perfekt. Nur der Rücken hat mir einige Mühe bereitet. Er war sehr breit. In der Nähgruppe haben wir versucht das anzupassen. Ich bin mir jetzt nicht mehr sicher ob der breite, etwas blusige Rücken von der Designerin nicht sogar so gedacht war. Die wenigen Rückenansichten im Netz von diesem Schnitt lassen mich das inzwischen vermuten. Die Ärmel sind sehr tief ausgeschnitten. Auch das würde ich beim nächsten Mal überdenken. Die Seitentaschen habe ich nicht aus dem Originalstoff sondern aus Futterstoff gearbeitet. Es gibt viele Hinweise aud das Versäubern mit der Overlock. Das ist sehr hilfreich. Ich kann mir aber auch sehr gut die Versäuberung mit franz. Nähten oder ähnlichem vorstellen. An den Ärmeln habe ich das auch so gemacht damit es beim aufkrempeln schöner aussieht. Über die Länge des Kleides habe ich mich gewundert. Ich bin 162 cm groß und habe am Ende nur 4 cm gekürzt. Längere Frauen sollten das noch mal überprüfen.

Fazit:
Ein schöner Schnitt mit einer guten Anleitung. Eine Alternative zu den üblichen Hemdblusenkleidern. Als Bluse werde ich den Schnitt auch noch mal nähen. Allerdings werde ich die Bluse deutlich kürzen.
