
Wie ist die Beziehung zwischen Armloch und Armkugel?
Wie passe ich auf die kurzen Strecke meine große Oberweite an?
Wie kann ich einen engen Oberteilgrundschnitt konstruieren?
Wie entsteht daraus ein Schnittmuster für ein Kleid oder eine Bluse?
Welche persönlichen Figurbesonderheiten muss ich wie beim Konstruieren berücksichtigen?
So präzise konnte ich letzte Woche noch nicht fragen, jetzt weiß ich sogar die Antworten.
Sehr kurz entschlossen bin ich Montag zu einem Wochenkurs „figurbetonter Oberkörpergrundschnitt und Ärmel – ein Konstruktionskurs“ in das Atelier Peggy Morgenstern in die Lüneburger Heide gefahren. Da ich dort keinen Internetanschluss hatte und mein Handy auch nur zwischendurch immer mal funktioniert hat, war ich sehr weit weg von meinem normalen Alltag.

Durch kurzfristige Absagen ergab sich, dass wir nur zwei Teilnehmerinnen waren. Die Kurse haben normalerweise bis zu 5 Mitglieder. 35 Stunden habe ich in der Woche konstruiert, gezeichnet, zugehört und gedacht, Zusammenhänge verstanden, neue präzisere Fragen formuliert, Antworten bekommen und ganz wenig an der Nähmaschine gesessen.

Genäht habe ich nur mehrere Nesselproben des konstruierten Oberteils und der zwei Ärmelvarianten. Nach jedem Probeteil gibt es Anproben, Diskussionen und Untericht zu Passproblemen und ihren Lösungen. In dieser kleinen Gruppe war der Unterricht sehr intensiv und individuell. Am Ende hat jede ihren Oberteilgrundschnitt und ein vollständiges Schnittmuster für ein enges Kleid mitnehmen können. Vollständig heißt hier, inklusive Schnittteile für Belege und Futter. Schnittkonstruktion, Gradieren, Schnittmuster verkleinern und vergrößern, Anfänge der Modellentwicklung (Übung war das Kleid), erste Übungen zur Konstruktion von Knopfleisten und Kragen mit Steg, Abnäherverlegung und die Beziehung von Stoff und Schnittmuster waren die weiteren Themen.

Für mich war diese Woche sehr lehrreich. Viele Fragen sind jetzt beantwortet und, wie immer bei Zuwachs von Wissen, jetzt habe ich mehr Fragen als vorher. Fragen auf einer höheren Ebene. Ich glaube nicht, dass ich jetzt Oberteile konstruieren kann. Da bin ich ziemlich bescheiden geworden. Das Gelernte kann ich nachvollziehen, sicher auch reproduzieren und hoffentlich ganz allmählich weitere Fortschritte erzielen. Deutlich ist mir geworden, dass ich diese frischen Kenntnisse aber üben muss und will damit sie nicht verschwinden. Meinen Wissenszuwachs habe ich besonders daran gemerkt, dass ich meine Abendlektüre zunehmend spannend fand. Ich konnte das Buch von Guido Hofenbitzer „Schnittkonstruktion für Damenmode“ immer müheloser verstehen.

Die räumlichen Bedingen haben sicher ihren Teil zum Erfolg der Woche beigetragen. Das Atelier hat alles geboten was notwendig ist, um einen sicheren Lernfortschritt zu erzielen. Es gab genügen Platz, jede hatte einen großen Arbeitstisch und alle notwendigen Materialien und Werkzeuge. Für jeden Baustein gab es informative Materialien. Und die Ausbilderin Peggy Hasselmann ist eine sehr erfahrene Kursleiterin die freundlich aber auch sehr klar auf jede von uns eingegangen ist. Sie hilft da wo es nötig ist, hat mich aber auch animiert selbstständig Lösungen zu finden. Danke dafür.
Nun, ich bin sehr zufrieden mit der Woche und mein Kopf ist voller Pläne für weitere Kleidungsstücke über die SWAP-Teile und die Chaneljacke hinaus.